Die kleinen Sloopsteine in Halen

Zeugen einer steinzeitlichen Beerdigungskultur 

kleine sloopsteine - halen


Es scheint als sei die kleine Gruppe von Findlingen willkürlich unter die hohen Nadelbäume geworfen worden. Sie könnte Kinder aus der benachbarten Siedlung zum Spielen dort anregen. Die „Kleinen“ und „Großen“ Sloopsteine sind seit langem Ausflugsziel für Einwohner Lottes und derjenigen der benachbarten Gemeinden. Schnell kann in den Hintergrund treten, dass es sich hier um eine der größten prähistorischen Kulturstätten Westfalens handelt. Archäologische Studien kamen zu dem Ergebnis, dass sich hinter der unscheinbaren Ansammlung von Findlingen ein etwa 5000 Jahre alter Standort einer steinzeitlichen Beerdigungskultur, den Megalithgräbern, verbirgt. Seit Jahren schon stehen sie als Bodendenkmäler unter Schutz. Eine gelbe Tafel vor Ort gibt eine kurze Erläuterung.

Der Name „Sloopstein“ hat seinen Ursprung im Begriff „slôp“. Ein Wörterbuch des späten 19. Jahrhunderts erläutert den „slôp“ als Schlüpfe – Loch. Durch den „slôp“ kann man also schlüpfen. Der Begriff „slôp“ entspricht auch dem mundartlichen Schlopp, einer Bodenluke, im Niederdeutschen. Auf Platt heißen sie „Schloppstäine“. Durch den „slôp“, die Luke oder den „Schlupf“, gelangte man in die Grabkammer.
Für Großsteingräber gilt allgemein, dass sie in der Jungsteinzeit, im Zeitraum von 3500-1700 v. Chr., entstanden sind. Ihre Erbauer gehörten der Trichterbecherkultur an. Das war eine Volksgruppe, die nach ihrer charakteristischen Tongefäßform, dem Trichterbecher, benannt ist.
Es ist nicht geklärt, ob es sich bei Großsteingräbern um ein Einzelgrab, Sippengrab oder um einen Friedhof aus der Jungsteinzeit handelt. Untersuchungen der Gräber, die 1807 und 1856 durchgeführt worden sind, haben keine eindeutigen Ergebnisse hervorgebracht. Leider gab es zu wenige Funde. Vermutlich haben Grabräuber in den vergangenen Jahrtausenden viele Relikte, z. B. Knochen und Grabbeigaben, verschwinden lassen.
Auch über die Herkunft der Steine bestand lange Unklarheit. Sie wurden „verirrte“ Blöcke oder Findlinge genannt. Im 18. Jahrhundert vertrat man die Auffassung, sie seien vulkanischen Ursprungs, obwohl das Tecklenburger Land nun nicht gerade zu einem tektonisch aktiven Gebiet mit vulkanischer Tätigkeit gehört. Erst im 19. Jahrhundert konnten sich Forschungsergebnisse durchsetzen, die zeigten, dass es sich bei den Sloopsteinen um Relikte der Eiszeit mit Ursprung in Skandinavien handelt.
Mit dem Vordringen von Eis während der vorletzten Eiszeit, das auch die westfälische Bucht und damit auch das Tecklenburger Land erreichte, wurden Gesteinsmassen unterschiedlicher Größe mit Sand, Geröll sowie tonnenschweren Blöcken aufgenommen und fortbewegt. Beim Abschmelzen des Eises sank das eingeschlossene Material aus Gestein nach unten und blieb liegen.
Lange wurde gerätselt, wie es möglich war, dass Menschen die riesigen Steine zusammentragen und die Gräber formen konnten. Es wurde vermutet, dass Riesen (Hünen) die übermannsgroßen Steine aufgetürmt haben könnten. Der Begriff „Hünengräber“ ist im norddeutschen Raum weit verbreitet. Heute wird angenommen, dass die großen und schweren Gesteinsbrocken mit Hilfe von Baumstämmen als Transportmittel und Hebel zur Platzierung an Standorten wie demjenigen der „Kleinen Sloopsteine“, inmitten der kleinen Baumgruppe am Niederseester Weg, genutzt wurden.
Das Großsteingrab „Kleine Sloopsteine“ ist eines von ehemals drei Grabanlagen der jungsteinzeitlichen Trichterbecherkultur in der Umgebung. Leider sind von diesem in Halen nur noch Reste vorhanden. Es existierten noch mindestens zwei weitere Großsteingräber in Lotte und Westerkappeln. Die Grabanlage „Große Sloopsteine“, liegt zwei Kilometer nordnordwestlich von Wersen. Das dritte Megalithgrab fiel wohl 1920 dem Straßenbau zum Opfer. Es befand sich 500 m südlich des Standorts „Große Sloopsteine“.
Mitte der 1980er Jahre wurden die „Kleinen Sloopsteine“ auf Grund ihrer großen siedlungsgeschichtlichen und wissenschaftlichen Bedeutung als Bodendenkmal in die Denkmalliste der Gemeinde Lotte aufgenommen. Bei den „Kleinen Sloopsteinen“ handelt es sich laut Beschreibung der charakteristischen Merkmale durch das damalige Westfälische Museum für Archäologie um ein aus Findlingen gebildetes Kollektivgrab der jüngeren Steinzeit auf einer Fläche von ca. 7 m mal 20 m. Die noch vorhandenen Seitensteine weisen auf eine ca. 2 m breite, in Ost-West-Richtung orientierte Grabkammer hin. Diese Seitensteine dienten als Auflage für die abschließenden Decksteine, die aber nach Abstürzen heute teils außerhalb, teils im Inneren der Grabkammer liegen. Ursprünglich war die gesamte Grabanlage mit Erde überdeckt.

(Autorin Edith Ten Thoren - "Halens Schätze")