Große Sloopsteine

Es waren erste Ackerbauern und Viehzüchter, die sich auf dem gut zu bearbeitenden trockenen Boden der Umgebung niedergelassen hatten. Die Menschen glaubten schon an ein Leben nach dem Tode. Deshalb gaben sie den Verstorbenen in Tongefäßen mit trichterförmigem Hals alles mit, was sie im Jenseits brauchten. So fand man im Megalithgrab in Wechte bei Lengerich 470 Tonbehälter, ein Dutzend Steinbeile, über 30 Pfeilspitzen und Knochengeräte sowie Schmuck-stücke der Frauen.
Bei den Sloopsteinen suchte man schon 1807 und 1856 fast ohne Erfolg nach Urnen und Beigaben; denn Grabräuber hatten längst alles durchwühlt. Diese „Trichterbecher-Kultur“ dauerte von 3500 bis 2800 vor Christus. Die Gräber wurden jedoch bis zur Bronzezeit (1700 v. Chr.) benutzt. Danach, bis zur vorrömischen Eisenzeit (800 v. Chr.), gab es sogenannte Hügelgräber mit Einzelbestattungen, von denen auch einige in der Nähe der Sloopsteine liegen.

Leider wurden die meisten ebenfalls zerstört, was man an den Löchern auf den Hügeln erkennen kann. Ein weiteres Großsteingrab südlich der Sloopsteine fiel in den 1920er Jahren dem Straßenbau zum Opfer. Das alles ist sehr schade; denn es handelte sich hier um einen großen frühgeschichtlichen Friedhof, den die Menschen mehr als 2000 Jahre lang benutzten. Die alten Gräber könnten uns viel über die Steinzeit- und Bronzezeitkultur erzählen, und zwei solcher gewaltigen Grabmale im Doppelpack (wie sie auch im Osnabrücker Land vorkommen) wären doch eine Touristenattraktion - oder nicht?

Wie müssen sich die Leute abgerackert haben, um die riesigen Findlinge erst einmal zusammenzusuchen, die während der Eiszeit vor 200.000 Jahren (Saalekaltzeit) aus Skandinavien zu uns kamen. Auf dem weiten Weg rieben sich die kantigen Brocken, die die Gletscher aus dem Gebirge gerissen hatten, an anderen Felsen die Ecken ab und blieben, als das Eis wegtaute, bei uns liegen.

Die Steinzeitmenschen waren keine Riesen, sondern sogar kleiner als wir heutigen Menschen. Vor allem das Aufrichten der seitlichen Trägersteine und das Auflegen der riesigen Decksteine erforderte sehr viel Arbeit. Besonders muss man sich über den passenden Neigungswinkel der Seitensteine wundern, so dass sie in Jahrtausenden nicht durch die tonnenschweren Deckplatten auseinandergedrückt wurden. Die Lücken dazwischen schloss man mit Trockenmauerwerk. Seitlich befand sich der Eingang, der nach jeder Bestattung mit größeren Feldsteinen oder Platten versperrt wurde. Der Boden der langen Grabkammer war mit faustgroßen Steinen und zerschlagenen Stücken gepflastert und schließlich mit Sand bestreut. Ursprünglich bedeckte ein länglich-ovaler Erdhügel das Ganze. Da er wohl nicht nur vom Regen und Wind abgetragen wurde, ist zu vermuten, dass man die Steine ausgegraben und mit der Erde Löcher aufgefüllt hat. Der Hügel war nämlich durch hochkant gestellte Findlinge gegen Abrutschen gesichert. Sie sind bei den Sloopsteinen zum Teil noch vorhanden. Die verschwundenen gelangten wohl in Grundmauern oder zieren den ein oder anderen Vorgarten.

Der Steinkreis um den Erdhügel trennte zugleich den inneren geheiligten vom äußeren profanen Bereich. Es ist auch anzunehmen, dass auf dem hohen Grabhügel ein germanischer Thingplatz (Beratungs- und Gerichtsplatz) lag. Die freien Männer als Teilnehmer des Things mussten vor dem Steinkreis ihre Waffen ablegen. Er war ein befriedeter Bezirk, ein Bannkreis, in dem sogar das Asylrecht galt, wie später in Kirchen. Hier fühlte man sich den Ahnen und Göttern verbunden und hoffte auf ihre Eingebung bei der Beratung und Urteilsfindung.

(Heinrich Langebrake)